Programmpunkt: Bildung (Übersicht)
Potentialentfaltung, Allgemeinbildung, gesellschaftliche Integration: Nichts ist so wichtig wie das Bildungssystem, wenn man aus dieser Welt die bestmögliche machen will. „Das Leben ist kein Ponyhof?“ Es könnte einer werden! Die Schule ist die Keimzelle der Gesellschaft.
Verstehen statt Wegwerf-Wissen
Wir befreien das Bildungssystem aus dem Würgegriff des Föderalismus und Neoliberalismus. An Schulen wird nicht mehr gesiebt. Die Hauptschule wird abgeschafft. „Wegwerf-Wissen“ wird verschrottet. Auswendiglernen ist sinnlos. Undurchdachte Reproduktion ist Zeitvergeudung. Auf das Verstehen kommt es an.
Spätestens die Coronahysterie hat bewiesen, dass das Bildungssystem beim Thema Faschismus und kritischem Denken völlig versagt hat und nicht-denkende Mitläufer statt mündiger Bürger produziert.
Neue Themen und Schwerpunkte werden ergänzt: Ernährung, Finanzen, Psychologie, Sozialkompetenz, Staatsbürgerkunde, Wirtschaft, etc.
Die PISA-Tests (siehe u.a. ZDF-Doku „Der Schiefe Plan von PISA“) werden abgeschafft, da sie lediglich zeigen, wie gut Schüler auf PISA-Tests vorbereitet wurden.
Schüler, Lehrer, Dozenten, Schulleiter
Schüler, Studierende und Auszubildende bestimmen zu 50% den Lehrplan und können Lehrer und Dozenten auswählen. Wir sorgen durch eine finanzielle und inhaltliche Steigerung der Attraktivität des Berufs für eine größere Auswahl guter Lehrer und Professoren. Kita-Erzieher(innen) und Lehrer(innen) werden auch pädagogisch und didaktisch optimal auf ihren Beruf vorbereitet und erheblich besser bezahlt, um für die Besten attraktiv zu sein.
Lehrer sollen auch die Erziehung fördern, wo Elternhäuser desinteressiert oder überfordert sind.
Schlechte Lehrer und Professoren, die von zu vielen Schülern/Studenten abgewählt werden, werden gekündigt. Auch Beamte können entlassen werden, wenn sie für ihren Job ungeeignet sind (darüber entscheidet ein Arbeitsgericht im Sinne der Kinder). Ungeeignete Lehrer hätten niemals verbeamtet werden dürfen.
Weisungen von Schulleitern an Lehrer und von Dekanen an Dozenten, die über das Arbeitsverhältnis (Arbeitszeiten, vertretungen etc.) hinausgehen, sind verboten (siehe politisch motivierter Druck auf Lehrer und Dozenten bei strittigen Themen).
Förderung und Benotung
Kunst, Musik und Sport werden nicht benotet, sondern gefördert. Jedes Kind soll die Chance erhalten, ein Instrument zu erlernen.
In allen anderen Fächern werden Noten zu reinem Feedback ohne Relevanz für Versetzung, Zugang zu weiterführenden Schulen oder Hochschulen.
„Erwartungshorizonte“ und „Gaußsche Normalverteilung“, nach der nur wenige Schuler/Studenten gute Noten haben dürfen und nach der es schlechte Schüler geben muss, werden abgeschafft.
Weg mit dem kontraproduktiven Zeitdruck
Professor Fritz Reheis, arbeitete vor seiner Zeit an der Universität als Gymnasiallehrer. In seinem überragenden Buch: „Entschleunigung: Abschied vom Turbokapitalismus” schrieb er:
“Ich bin doch noch nicht fertig!”, protestiert der kleine Hans, als ihm der Lehrer das Blatt abnimmt. Sein Protest verhallt. Leistung ist Arbeit pro Zeit, und zum Zwecke der Leistungsmessung muss die Zeit eben künstlich verknappt werden.
Nicht nur bei Leistungstests werden Kinder und Jugendliche in der Schule systematisch unter Zeitdruck gesetzt. Der Lehrer und Erziehungswissenschaftler Bruno Posod, der die Aussagen von insgesamt 1400 Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern ausgewertet hat (“Schulzeit – Zeitschule. Ein Beitrag zu einem anderen Umgang mit Zeit”, Wien 1997, S. 161), kommt zu einem vernichtenden Urteil: 45 Prozent der 14- bis 19-jährigen Schülerinnen und Schüler verspüren “oft” oder sogar “immer” Zeitnot im Zusammenhang mit schulischer Arbeit. 70 Prozent gaben an, auf ihre individuellen Zeitbedürfnisse werde in der Schule nur “manchmal”, “selten” oder “nie” Rücksicht genommen. Und 95 Prozent berichteten, dass sie in der Schule nur “manchmal”, “selten” oder sogar “nie” lernen, auf ihre Gefühle zu achten bzw. diese auszudrücken.
Zu viel Stoff und zu wenig Zeit – darin waren sich fast alle befragten Schüler, die meisten Eltern und auch viele Lehrer einig. Erziehung zur Schnelligkeit scheint eine der zentralen Wirkungen, vielleicht sogar zentrales Ziel von Schule zu sein. Posod sieht in der einseitigen Schnelligkeitsorientierung eine Gefahr, weil dadurch die Fähigkeit zum genauen Wahrnehmen, zum Nachdenken über das Wahrgenommene, zur intensiven Durchdringung, zum Überprüfen und Bewerten des Gelernten zu kurz kommt. Dies mag Schülern, Eltern und Lehrern zwar nicht bewusst werden, ist aber dennoch charakteristisch dafür, was die Schullaufbahn den Kindern zumutet und vorenthält.
Das Lernen im Laufschritt hat weitere Konsequenzen. Der Zeitdruck lässt oft nicht einmal zu, das Gelernte zu wiederholen, zu üben oder gar anzuwenden. So bleibt den Kindern das eigentlich wohl verdiente Erfolgserlebnis, welches Lernprozesse abschließen sollte und zu neuem Lernen motivieren kann, verwehrt. Zeitdruck verhindert, dass Themen von mehreren Seiten aus beleuchtet werden, wodurch sie in der Regel erst wirklich interessant werden. Aus Zeitdruck bleiben die Kinder sich selbst überlassen, wenn es darum geht, aus der Vielzahl der Fächer ein einheitliches Bild von der Welt zu konstruieren. Zeitdruck ist dafür verantwortlich, dass aufkeimendes Interesse an bestimmten Themen nicht weiter berücksichtigt und damit sofort wieder erstickt wird. Eltern und Lehrer wundern sich dann, wenn Schüler von Schuljahr zu Schuljahr immer passiver und uninteressierter werden. Und hinterher beschweren sich Arbeitgeber und Hochschullehrer darüber, dass Schulabgänger den Anforderungen von Arbeitswelt und Universität nicht genügen.
Nicht nur der Geist, auch der Körper nimmt schaden unter dem Diktat des Tempos in der Schule. Das beginnt dort, wo der natürliche Bewegungsdrang der Kinder gebrochen wird, wo man Kinder und Jugendliche fünf, sechs, bisweilen acht oder zehn Schulstunden auf harte Stühle zwängt, sie zum Stillschweigen verdammt und natürliche Widerstandsreaktionen als Unterrichtsstörungen bestraft. Das alles nur, um den Kindern schneller etwas eintrichtern zu können. Hier kann nicht nur die sich oft im Bewegungsdrang ausdrückende natürliche Neugierde der Kinder bereits irreversibel geschädigt werden. Hier wird auch die Grundlage für die spätere Volkskrankheit Nummer eins, die chronischen Rückenschmerzen, nicht selten mit Bandscheibenvorfällen einhergehend, gelegt.
Wenn Kinder ihre natürlichen körperlichen Bedürfnisse und ihre persönlichen Gefühle quasi an der Schultüre abgeben müssen, so dürfte dies für die Einstellung der Kinder zum Lernen, zur Bildung, zu kulturellen Werten insgesamt nicht besonders förderlich sein. Sie gewöhnen sich daran, auch ohne innere Beteiligung einfach zu funktionieren. So wird die Schule zu jenem Ort, an dem junge Menschen vor allem lernen, sich anzupassen, eine Rolle perfekt zu spielen, sich von sich selbst zu entfremden. Das, was eigentlich wichtig ist im Leben, findet für sie woanders statt. Längst haben wir die ursprüngliche Bedeutung des Wortes “Schule” vergessen: “Schule”, abgeleitet vom lateinischen “scola”, stand einst für die Mußestunden im Klosterleben, also in jener Institution, die im Mittelalter für Bildung und Erziehung zuständig war. Wenn dann ein Schüler explodiert, wie vor eineinhalb Jahren in Erfurt und vor einem halben Jahr in Coburg geschehen, wird schlaglichtartig bewusst, dass das Lernen im Laufschritt bisweilen einen hohen Preis erfordert.
Die Gleichung „Noten gleich Leistung dividiert durch künstlichen Zeitdruck“ schaffen wir ab. Zumal auch im Berufsleben gilt: Fehlerarmut ist weitaus wichtiger als Quantität der Arbeit.
Hausaufgaben dürfen insgesamt 8 Stunden pro Woche nicht überschreiten. Religionen werden im Plural im Fach „Ethik“ diskutiert. Schulbücher sind den Zielen der Schüler anzupassen. Unterricht beginnt nicht vor 9 Uhr und umfasst maximal 30 Wochenstunden à 45 Minuten. Klassenfahrten zahlt der Staat. Mittagessen, Obst und Getränke sind kostenlos.
Nicht Schulen, sondern Hochschulen und Ausbildungen beinhalten eine berufliche Verwertbarkeit. Der Numerus Clausus wird abgeschafft und ausreichend viele Studienplätze geschaffen (Finanzierung: Siehe Steuersystem). Zeitdruck bei Prüfungen gibt es auch an Universitäten und Ausbildungsgängen nicht mehr.
2.000 € Grundeinkommen für Auszubildende und Studenten
Eine gute Ausbildung und Bildung gehört zu den Grundrechten der Menschen. Grundrechte gelten lebenslang. Daher muss jeder Mensch in jedem Alter einen kostenlosen Zugang zu Studiengängen sowie Aus- und Weiterbildungen haben. Die Lebenshaltung ist bei Ausbildungen und Studiengängen stets gesichert durch das Steuerspar-BGE (siehe Programmpunkt „Grundeinkommen”) in Höhe von 2.000 € monatlich, das wie ein nicht rückzahlbares Stipendium zu verstehen ist.
Chancengleichheit
Bildung muss in allen Bereichen staatliche Aufgabe bleiben. Auch hier darf die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinanderdriften. Nirgends sonst hat eine Integration der Gesellschaft so große Möglichkeiten.
Alle Kinder müssen, bei den Kindertagesstätten beginnend, die gleichen Chancen haben. Kindertagesstätten statten wir gemäß ihrem hohen pädagogischen Auftrag personell und materiell hinreichend gut aus. Ihr Besuch ist kostenlos. Die Ausbildung wie auch die Entlohnung der Erzieher und Erzieherinnen wird verbessert.
Die Inklusion von Körperbehinderten ist überall umzusetzen. Inklusion von geistig Behinderten / Lernschwachen liegt im Ermessen der Eltern. Nur Schüler, die den Unterricht der anderen sabotieren, dürfen auf Förderschulen verwiesen werden.
Öffentliche Schulen werden so attraktiv, dass kein Kind mehr auf eine Privatschule gehen möchte, die diese Standards nicht auch anbietet. Privatschulen haben ein Drittel Kinder mit Migrationshintergrund aufzunehmen, ein weiteres Drittel aus einkommensschwachen Haushalten – beides mit dem gleichen finanziellen Mitteln, die die öffentlichen Schulen erhalten (wenn Reiche ihre Kinder vom Rest der Gesellschaft absondern wollen, machen wir ihnen einen Strich durch die Rechnung).
Ideale Bildungskonzepte bieten z.B. Gerald Hüther und Fritz Reheis (siehe oben).
Das Bildungswesen ist ein zentraler zukunftsentscheidender Faktor und darf nicht weiter im Rahmen einer Föderalismusreform dezentralisiert werden. Im Gegenteil, der Bund muss eine stärkere, effektive Richtlinienkompetenz erhalten.
Bildung gehört zu den Grundlagen der demokratischen Entwicklung, sie muss den Menschen befähigen, gestaltend Einfluss nehmen zu können. Bildung darf nicht zu einer Ware verkommen, die ökonomisch in den Wettbewerb des Neoliberalismus eingereiht wird.